Frankfurt a.M., Fröndenberg (epd). Die Pflegebranche bereitet in ihren ambulanten und stationären Einrichtungen kostenlose Schnelltests auf Covid-19-Infektionen vor. Die Heime wollen Pflegebedürftige, Beschäftigte und Besucherinnen und -besucher regelmäßig auf Corona testen, um dadurch den Gesundheitsschutz in den Einrichtungen zu erhöhen. Die Reihentests sind nun möglich, nachdem eine entsprechende Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am 15. Oktober in Kraft getreten ist.
"Die Pflegeeinrichtungen haben ein großes Interesse daran, schnell wirkende Tests bedarfsgerecht einsetzen zu können", teilte der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben mehr als 12.000 private Pflegeträger. "Mit Tests, bei denen schnelle Ergebnisse vorliegen, können wir mehr Sicherheit schaffen als bisher", begrüßte der Verband die neue rechtliche Regelung.
Die erhöhte Sicherheit könnte wieder Lockerungen in den Einrichtungen erlauben, hofft der bpa. Das gelte insbesondere für die Besuchsregelungen in den Pflegeheimen. "Keineswegs bedeutet das aber einen denkbaren Verzicht auf die einzuhaltenden Hygieneregeln", betonte Verbandspräsident Bernd Meurer. "Direkter Kontakt und die Abstandsregelung passen auch bei Schnelltests nicht zusammen."
Heinz Fleck, Geschäftsführer des Schmallenbach-Hauses im nordrhein-westfälischen Fröndenberg, hat bereits mit den Vorbereitungen zu den Schnelltests begonnen, wie er dem epd sagte: In den drei Pflegeeinrichtungen und den ambulanten Diensten des Trägers im Landkreis Unna soll es möglichst bald losgehen. "Die Tests werden uns mehr Sicherheit bringen", ist er überzeugt, auch wenn bei Schnelltests ein höheres Risiko für ein falsch-positives oder - schlimmer - ein falsch-negatives Ergebnis bestehe als bei den gängigen PCR-Tests.
Fleck erwartet, dass das Gesundheitsamt des Landkreises das Testkonzept des Trägers Anfang November genehmigen wird. Die Tests sind freiwillig, werden also nur vorgenommen, wenn die Betroffenen zustimmen.
Das Pflege-Unternehmen wird nach Flecks Angaben die Testmaterialien direkt bei den Herstellern bestellen. Die Kosten übernehmen nach der Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums die Krankenkassen.
Geschulte Pflegekräfte dürfen die Tests vornehmen. Sie sollen im Schmallenbach-Haus die Beschäftigten und die Bewohner künftig einmal in der Woche prophylaktisch auf eine Corona-Infektion testen. "Das wird unsere Fachkräfte zeitlich sehr beanspruchen", weist Fleck auch auf die Belastung in seinen Häusern hin.
Der Verband bpa sieht in den Tests aber auch eine Entlastung für die Beschäftigten, da Fehlzeiten reduziert würden. "Wir können die Personalausfälle deutlich reduzieren, wenn Beschäftigte gerade auch in der Grippezeit bei unspezifischen Symptomen nicht automatisch in Quarantäne müssen", sagt Meurer. Er hofft, dass mit den Schnelltests innerhalb kurzer Zeit ein verlässliches Ergebnis vorliegt und die Notwendigkeit einer Quarantäne geklärt ist.
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, bezeichnete die Test-Strategie der Bundesregierung hingegen als eine "Farce". Denn die Kontingente reichten nur für einen halben Monat, um die Altenpflegekräfte täglich zu testen. "Von den Angehörigen, Hospiz-Begleitern, Therapeuten und Seelsorgern ganz zu schweigen", kritisierte Brysch.